Mai 2020 – Archäologische Grabungsfunde in Maichingen – Alte Gräber am Widdumhof freigelegt

Archäologische Denkmalpflege

Aktuelle Grabungsergebnisse – Freilegung zahlreicher alter Gräber im Widdumhof (Landkreis Böblingen)

Der Widdumshof mit einer 1502 errichteten Scheune und einem Haus, gebaut 1592 mit späteren Anbauten im 19. Jahrhundert steht an für Maichingen geschichtsträchtigem Ort.

Bei den Umbau- und Sanierungsarbeiten des Baudenkmal Widdumhof in Maichingen wurden die zahlreiche Gräber entdeckt. Die Baubegleitung führt deshalb die Fachaufsicht des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart durch. In diesem geschichtsträchtigen Boden musste einfach mit archäologischer Substanz gerechnet werden.

Freilegung zahlreicher alter Gräber

Bei den Umbau- und Sanierungsarbeiten des Widdumhofs in Maichingen wurden insgesamt 25 Bestattungen in geringer Tiefe freigelegt.
Bei der Entfernung der Fußböden fanden sich im Erdgeschoss aller drei Hausteile mehrere Grabgruben. Beim weiteren Freilegen zeigten sich bislang insgesamt 24 Bestattungen in der rund 150 Quadratmeter umfassenden Fläche. Die Gruben weisen teilweise eine Tiefe von nur wenigen Zentimetern auf, sodass die Skelette teilweise schon direkt unter dem Fußboden sichtbar wurden.Die Gebeine der zu ihrem Todeszeitpunkt zwischen 20 und 50 Jahre alten Personen sowie eines etwa 12 Jahre alten Kindes, sind sehr gut erhalten. Eventuell könnten spannende Erkenntnisse über die frühere Bevölkerung Maichingens ans Tageslicht kommen.

Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer:

„Wir freuen uns über diese interessante Entdeckung, die weiteren Aufschluss über die Historie Maichingens bieten könnte. Dank der sehr gut erhaltenen archäologischen Funde könnten wir bald mehr über die früheren Bewohnerinnen und Bewohner Maichingens erfahren – eine spannende Reise in die Siedlungsgeschichte unserer Stadt beginnt.“

Ortsvorsteher Wolfgang Stierle:

„Derart gut erhaltene Funde mitten im Ortszentrum sind natürlich hochspannend. Sicher werden wir das in die künftigen ortsgeschichtlichen Aktivitäten einbinden. Ich kann mir auch eine kleine Ausstellung im gegenüberliegenden Bürgerhaus vorstellen.“

Es wurden keine Grabbeigaben gefunden deswegen geht man bei den Bestattungen von einem christlichen Kontext aus.  Blick nach Osten hin zur aufgehenden Sonne. Die Arme lagen gestreckt seitlich am Körper.
Die Funde könnten ersten Schätzungen zufolge aus der Zeit vom 8. bis zum 11. Jahrhundert stammen, eine genaue Datierung ist bisher noch nicht möglich. Voraussichtlich sind sie älter als das Vorgängergebäude des Widdumhofs, da einige Gräber von dessen Fundament gestört werden. Der Fund einer Scherbe aus einer Grabverfüllung deutet auf die Zeit vom 7. bis 9. Jahrhundert hin, es könnte sich jedoch auch um eine nachträgliche Verfüllung handeln.

Das Landesamt für Denkmalpflege vermutet, dass der Widdumhof möglicherweise auf einem bis jetzt unbekannten älteren Teil des rund um die Laurentiuskirche gelegenen Kirchhofs steht.

Die Arbeiten im Gebäudeinneren werden bis Ende Mai fortgesetzt und im Anschluss im Außenbereich fortgeführt. Dabei sind weitere Bestattungen mindestens im nördlichen Teil nicht auszuschließen.

Die Sindelfinger Baugenossenschaft saniert das denkmalgeschützte Anwesen, das später in sieben Wohneinheiten Platz für neue Bewohner bieten soll.

Infos Regierungspräsidium Stuttgart, Fotos Helmut Werner

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